Am 9. Juni 2024 wird des 250. Geburtstages von Joseph von Hammer-Purgstall zu erinnern sein, der im damaligen Kälbernen Viertel, heute obere Neutorgasse, zur Welt kam, in Graz die Unterstufe des Gymnasiums absolvierte, dann in Wien an der Orientalischen Akademie als Dolmetsch und für den diplomatischen Dienst ausgebildet wurde und im Zuge einer Serie vermeintlich nachteiliger, tatsächlich aber in höchstem Maße glückhaften Entwicklungen sich als querköpfiger Steirer zu einem weltweit führenden Orientalisten, ja gewissermaßen zu einem Vater der modernen Orientalistik entwickelte, indem er die orientalischen Sprachen aus ihrer Bindung an die Theologie herauslöste und zu wissenschaftlichen Objekten per se machte, sich nicht nur sprachlich, sondern auch auf verschiedenen Ebenen kulturhistorisch mit den Sprachgebieten befasste und so den geistig-kulturellen Raum des Vorderen Orients zu erschließen unternahm: in der Poesie (beginnend mit der ersten vollständigen Übersetzung der Werke des persischen Dichters Hafis, die enormen Einfluss ausübte), von seinem Mentor Johannes von Müller gedrängt, in der Geschichtsforschung mit seiner bis heute im Orient wirksamen „Geschichte des Osmanischen Reiches” und der dieses flankierenden Staaten, in der Kulturgeschichte mit seinen Literaturgeschichten der Perser, der Osmanen und der Araber mit einer Fülle kleinerer kulturgeschichtlicher Darstellungen von der Bedeutung des Kamels bis hin zum Phänomen des Sufismus.
Zwei Tage vor Hammers 250. Geburtstag findet an der Universität Graz eine internationale Ehrung statt, die zweierlei betrifft: erstens den einst als grandios gefeierten Bau des vom Physiker August Toepler geplanten Physikalischen Instituts, eines Gebäudes, das durch und durch von einem erfahrenen Physiker und nicht von einem Architekten konzipiert wurde (wie das auch beim gegenüberliegenden Chemiegebäude, das Leopold von Pebal plante, der Fall war), und zweitens dessen ersten Nutznießer, nämlich den berühmten Physiker Ludwig Boltzmann, der praktisch alle seine wegweisenden Arbeiten zur Thermodynamik – gleichsam als Vollender der klassischen Physik – in den Jahren seiner zweiten Grazer Professur von 1876 bis 1890 in diesem Gebäude und in seinem Haus auf der Platte geschrieben hat. Diese Umstände haben bewirkt, dass die Europäische Gesellschaft für Physik dieses Gebäude als „Historic Site of Physics” bewertet und auszeichnen wird, was in einem Festakt am 7. Juni geschehen soll.
Boltzmann hat im Unterschied zu anderen führenden Physikern wie etwa Ernst Mach (übrigens ein Vorgänger Boltzmanns in Graz), aber auch zu französischen und englischen Physikern an der Atomtheorie festgehalten (die die Chemiker schon längst als selbstverständlich handhabten) und hat auch – vermutlich als erster – die Idee einer distinkten, quasi „atomistischen” Struktur der Energie, ja selbst der Zeit in Betracht gezogen. So galt er als the last pillar, als der letzte Pfeiler der heute außer Streit stehenden Atomtheorie.